Circus Mundum Weltexpedition mit drei Steyr Spezialwagen Typ VII Wagen im Jahre 1926.

Die Circum-Mundum-Expedition mit Prinz Hesso von Leiningen, Baron Alfons Gecmen-Waldek sowie Fräulein Gertrud Gutschmidt, Graf Bernd und Gräfin Mellin, Paul Graf Moutgelas, Dr. Fritz Neuburger, Dr. Reinhold Reichert und weiteren namentlich unten genannten Teilnehmern insgesamt 17 und weitere drei Austro Fiat Wagen. Die Idee kam Prinz von Leiningen nach einem missglückten Bergrennen 1924, bei dem Fräulein Gutschmidt die Co-Pilotin war. Auf Einladung von Hermann Rützler stattete die Motorsport begeisterte Gutschmidt Steyr einen Besuch ab um die Steyr Autos anzusehen. Frau Gutschmidt war die dritte Frau in Deutschland beziehungsweise die erste Frau nach dem ersten Weltkrieg die einen Führerschein erwarb. Eineinhalb Jahre später startete am 29. April 1926 die Expedition und führte von Berlin nach Wien über Budapest, Belgrad, Nisch und Sofia in die Stadt Konstantinopel am Bosporus, von wo sie das Team nach Alexandria in Ägypten einschifften. 

Der erste Wagen der Steyr Equipe, am Lenkrad Fräulein Gutschmidt
Abfahrt der drei blumengeschmückter Steyr Typ VII von Wien zur ersten Etappe nach Budapest

Dort schloss sich der Afrikaforscher Dr. Frobenius dem Expedition Team an, unter dessen Führung die Reise über die Metropole Kairo den Nil entlang nach Edfu bis Assuan und darauffolgend durch die nubische Wüste bis in den Sudan nach Port Said führte. In der Hafenstadt Port Said am roten Meer erfolgte die Verschiffung nach Bombay in Indien.

Die Route führte um den Erdball

In Bombay angelangt, begann der 9.000 km lange asiatische Teil der Reise. Die drei „Steyr“, gesteuert von Prinz Hesso von Leiningen, Baron Gecmen-Waldek und Fräulein Gutschmidt, fuhren vorerst in nördlicher Richtung über Udaipur, Jaipur, Delhi und Lahore nach Srinagar, der Hauptstadt von Kaschmir im Himalaja Gebiet, sodann über Delhi und Benares nach Kalkutta. Bei diesen Fahrten wurden die Teilnehmer und Automobile beim Durchqueren von Flüssen und entsprechenden Engstellen, wegloser Passagen immer wieder vor schwierigste Aufgaben für Mensch und Maschine gestellt. 

Ausschiffen des Steyr VII in Bombay
Nachtlager am Baisl Fluss, Indien

Nach der Durchquerung von Indien trennte sich Prinz von Leiningen in Kalkutta mit seinem Steyr Typ VII von den übrigen Teilnehmern und fuhr über Madras zum südlichsten Punkt der Reise nach Colombo (Insel Ceylon), wo er sich für die Rückreise nach Europa mit seinem Fahrzeug einschiffte.

Prinz von Leiningen, in dessen Gesellschaft sich Graf und Gräfin Mellin befanden, trafen Anfang April nach einer ungefähren Fahrtstrecke von 20.000 km über Genua und Nizza kommend in München mit dem Steyr VII ein. Nach einer Fahrt zum großen Teil auf weglosem Gebieten unter den allergrößten Mühen und organisatorischen Schwierigkeiten.

Steyr VII Expeditionsfahrzeug
Ein nicht alltägliches Bild, im Steyr sitzen die Löwen

Die beiden anderen Steyr Typ VII Wagen der Expedition von Baron Gecmen-Waldek und Fräulein Gutschmidt, fuhren von Kalkutta entlang der malaysischen Halbinsel in südliche Richtung nach Singapur, wo sie sich nach Japan einschifften um den politischen Wirren in China entgehen zu können. Von Kobe aus durchquerten sie Japan wobei sie die Städte Osaka, Kioto, Hakone, Nagoia, Tokio und Yokohama besuchten.

 

Der Steyr Typ VII im Hotelgarten von Tokio mit Budde
Der Steyr Typ VII auf der Fahrt Hakone nach Tokio

Für Fräulein Gutschmidt aus Niederschlesien stammende Beamtentochter endet nach über 10 Monaten die abenteuerliche Reise, sie verkaufte ihren Steyr Wagen um 800 Yen um sich das Zugticket nach Europa für die Transsibirische Eisenbahn leisten zu können, und kehrte  nach Deutschland über Peking zurück.

Von Yokohama führte Herr Bernhard Budde den Steyr VII Wagen von Fräulein Gutschmidt über den großen Teich nach Amerika, in Honolulu wurde die Seereise unterbrochen und auch die Insel durchfahren. In den Staaten durchquerte er 25 verschiedene Bundesstaaten der amerikanischen Union und Kanada von Seattle aus. Nach insgesamt 22 Monaten und einer zurückgelegten Wegstrecke von etwa 50.000 km kehrte er mit seinem Steyr Typ VII wohlbehalten zum Ausgangspunkt der Reise zurück.

Budde Werbepostkarte Reifen

 

Baron Gecmen schlug mit seinem Steyr Wagen die Route von San Francisco erst südlich nach San Diego ein, sodann über Neu-Mexiko, durch den Grand Canyon, nach Kansas City und Denver nach Chicago über die Niagarafälle und Washington nach New York. Nach der Seereise von New York nach Antwerpen folgte die letzte europäische Etappe wieder auf eigener Achse, die über Köln, Frankfurt, München, Salzburg, Linz und Steyr nach Wien führte, wo er am 7. Juli 1927. ankam. Die von Baron Gecmen-Waldek, Dr. Bamberger und Dr. Neuburger zurückgelegte Strecke betrug ungefähr 70.000 Fahrkilometer ohne jeden Defekt, mit überlegender Zuverlässigkeit mit dem unverwüstlichen treuen Steyr Typ VII. Vor der Steyr Niederlassung am Kärntnerring mit Lorbeerkränzen und Ovationen wurde das Expeditionsteam herzlich empfangen.

Ankunft in Wien nach der Weltreise von Baron Gecmen-Waldek und Beifahrer Dr. Bamberger mit dem Steyr Typ VII.

Während dieser Expedition hatten die Steyr-Automobile fast Unmögliches auszuhalten und kaum vorstellbare Schwierigkeiten zu meistern. Die sengende Glut endlose Wüsten und ausgedorrte Steppengegenden, in der die unbarmherzig niederbrennende Sonne die Fahrer mehr als einmal an den Rand völliger Erschöpfung brachte, ertrugen die Steyr mit der gleichen Selbstverständlichkeit wie die grimmige Kälte auf den Hochgebirgsstraßen oder anhaltend schwere Tropengüsse auf tief verschlammten Urwaldpfaden bei erstickenden Treibhaustemperaturen.

 

Neben der gewaltigen abenteuerlichen Leistung der Teilnehmer ist natürlich die technische Leistung der Steyr-Wagen, die Bewunderung erregte, denn sie stellt einen Triumph des modernen Kraftwagens über die klimatischen Bedingungen und Wegschwierigkeiten in vier Erdteilen dar. Auch für den späteren Weltreiseverkehr im Automobil ist diese Pionierleistung der Steyr-Fahrzeuge von großer Bedeutung.

Die Leitung dieser Erdumrundung hatte Dr. Reichert der die drei in Steyr gekauften normalen Steyr Typ VII Chassis in Wien entsprechend der Expedition karossieren ließ.

Die Reiseroute im Vorfeld plante Dr. Reichert wie folgt, Wien, Budapest, Belgrad, Sofia, Konstantinopel, Alexandria, Kairo, weißes Nilgebiet, Khartum, Colombo, Benares, Singapur, Java, Stam, Indochina, Anam, Peking, Mukden, Seoul, Korea, Nagasaki, Tokio, Yokohama, Honolulu, San Franzisco. Wobei während der vier Kontinente Reise entsprechende Routen-Änderungen erfolgten.

PS: Gertrud Gutschmidt (Gerti Brunner) war zu Gast bei Thomas Gottschalk in der Sendung „Na sowas! Extra“. ausgestrahlt am 30.Mai 1987 in Basel im ZF.

Erstellt von Hubert Schier